Augen

Newsletter 3/15

Inhalt

1. Editorial
2. Audioführer für das Psychiatriemuseum
3. Website zu Kindereuthanasie-Verbrechen
4. Biographisches Archiv der Psychiatrie
5. Buchempfehlungen
6. Weihnachtslektüre versandbereit
7. Termine und Infos
8. Ihre Unterstützung
9. Abonnement und Kontakt
10. Impressum

1. Editorial

Liebe Freunde des Sächsischen Psychiatriemuseums,
das Jahr neigt sich dem Ende zu und wir haben unser wichtigstes Projekt termingerecht abschließen können. Der Audioführer für die Dauerausstellung und Stadtführung ist produziert und steht ab Januar insbesondere Blinden und Sehbehinderten beim Besuch des Psychiatriemuseums zur Verfügung.
Im kommenden Jahr besteht das Sächsische Psychiatriemuseum 15 Jahre. Geplant ist aus diesem Anlass u.a. eine Ausstellung mit der Künstlerin Anne Störmer, die zur Leipziger Museumsnacht eröffnet werden wird. Darüber und über andere Neuigkeiten rund um das Sächsische Psychiatriemuseum und die Psychiatriegeschichte werden wir Sie auch 2016 in unserem Newsletter informieren.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Jahresabschluss, besinnliche Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr.
Mit besten Grüßen
Ihr Thomas R. Müller
Sächsisches Psychiatriemuseum
PS: Vielleicht finden Sie für die freien Tage noch Lektüre in unseren Buchempfehlungen oder versandfertigen Angeboten.

2. Audioführer für das Psychiatriemuseum

Mit Mitteln aus dem Investitionsprogramm Barrierefreies Bauen 2015 „Lieblingsplätze für alle“ konnten wir einen Audioführer für das Sächsische Psychiatriemuseum produzieren. Der Audioguide ermöglicht Blinden und Sehbehinderten einen Besuch unserer Dauerausstellung und eine assistierte psychiatriegeschichtliche Stadtführung. Dafür wurden neben den Hörtexten, die einen Überblick zu den im Museum ausgestellten Objekten und dargestellten psychiatriegeschichtlichen Inhalten geben, auch umfangreiche Raumbeschreibungen erstellt und eingesprochen.
Die Produktion und technische Umsetzung besorgte die Leipziger Firma Bromologic.
Ab Januar wird dieses neue Angebot auf unserer Website bekannt gemacht.
2016 sollen Flyer und Raumpläne in Brailleschrift die nun geschaffenen Möglichkeiten einer barrierefreien Zugangs für Blinde und Sehbehinderte ergänzen.

3. Website zu Kindereuthanasie-Verbrechen

Die neue Website www.die-wiese-zittergras.de widmet sich den Kindereuthanasie-Verbrechen in Leipzig.
Die Website fasst die Forschungsergebnisse und vielfältigen Projekte zusammen, die auf einer mehr als 15jähigen Beschäftigung mit diesem düsteren Kapitel der Leipziger Stadtgeschichte beruhen, initiiert und begleitet vom Gesundheitsamt der Stadt Leipzig und dem Psychiatriekoordinator Thomas Seyde.
Anlass für die Freischaltung der Website war der 75. Jahrestag der Eröffnung der Kinderfachabteilung in der Heilanstalt Leipzig-Dösen im Oktober 1940. Die Homepage erinnert an die Hintergründe der nationalsozialistischen Verbrechen an behinderten Kindern. Allein in Leipzig-Dösen waren in dieser speziellen Abteilung mehr als 500 als lebensunwert angesehene Kinder getötet worden. Einige dieser Schicksale können auf der Internetseite nachgelesen werden. Außerdem stehen Materialien und Dokumente zur Verfügung.
„Nach der Einrichtung eines Gedenkortes im Leipziger Friedenspark und der Überarbeitung der Wanderausstellung gibt es nun auch eine Internetseite, welche zu diesem düsteren Kapitel der Leipziger Stadtgeschichte informiert und die Erinnerung wach hält“, erklärte Bürgermeister Fabian.
Die Internetseite wurde mit Unterstützung des Landesprogramms „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ und der LEIPZIGSTIFTUNG erstellt und wird zukünftig vom Sächsischen Psychiatriemuseum betreut.

4.Biographisches Archiv der Psychiatrie

Seit September 2015 ist das Biographische Archiv der Psychiatrie (BIAPSY) online.
Das Online-Archiv wurde an der Hochschule Niederrhein unter der Leitung von Professor Dr. Burkhart Brückner am Fachbereich Sozialwesen entwickelt. Zurzeit versammelt das Portal ca. 130 biographische Einträge rund um prägende Persönlichkeiten aus der Geschichte der Psychiatrie. Vorgestellt werden Psychiater, aber auch Patienten und ihre Angehörigen finden Berücksichtigung. Zu den im Archiv geführten Personen gehören Vincent van Gogh, Sigmund Freud, Karl Jaspers, Carl Rogers, Emil Kraepelin sowie der deutsche Autor Friedrich Krauß, Anna Pauline Bleuler, eine Schwester des Schweizer Arztes Eugen Bleuler, und die Italienerin Adalgisa Conti, die seit 1914 insgesamt 65 Jahre in der psychiatrischen Anstalt von Arezzo verbrachte.
Das Archiv soll weiter wachsen und auch durch Beiträge des Sächsischen Psychiatriemuseums ergänzt werden.
www.biapsy.de

5. Buchempfehlung

Eckart Roloff / Karin Henke-Wendt
Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie
S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2015

Die Autoren beschreiben rund 160 Museen, die sich in Deutschland mit Medizin und Pharmazie beschäftigen. Die Texte sind anschaulich geschrieben und laden auch mit zahlreichen Farbfotos zum Besuch der jeweiligen Einrichtung ein. Fast dreißig Museen für Psychiatrie und Psychologie werden vorgestellt, darunter das Sächsische Psychiatriemuseum. (Bd. 1, S. 210-212)
Die Publikation umfasst zwei Bände, nach Nord- und Süddeutschland geordnet.

Band 1 Norddeutschland
ISBN: 978-3-7776-2510-2
Band 2: Süddeutschland
ISBN: 978-3-7776-2511-9
29,90 € je Band

oder
2 Bände im Set
ISBN: 978-3-776-2509-6
49,00 €


Sophie Ledebur: Das Wissen der Anstaltspsychiatrie in der Moderne. Zur Geschichte der Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof in Wien
Böhlau Verlag, Wien 2015
ISBN 978-3-205-79511-7
319 S., 35,00 EUR

Das Buch beschäftigt sich mit der Geschichte der Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof in Wien in den ersten Jahrzehnten des Bestehens vor dem Hintergrund des apostrophieren Konzeptes einer „modernen Anstaltspsychiatrie“. Die Einrichtung war bei ihrer Eröffnung im Jahr 1907 die größte und modernste Anstalt Europas. Der von dem bekannten Architekten Otto Wagner geplante Komplex sollte nach innen und außen die Modernität der zeitgenössischen Psychiatrie signalisieren und versprach in Abgrenzung von den auf Verwahrung ausgerichteten Vorgängern eine fachliche Neuorientierung, die auf therapeutischem Optimismus fußte. Inwieweit dies unter den sich wandelnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und der fachspezifischen Entwicklung gelang, untersucht das Buch auf verschiedenen Ebenen. Einerseits wird eine chronologische Darstellung geboten, von den Anfängen der psychiatrischen Versorgung in Wien und Niederösterreich über die Gründung und Etablierung der Anstalten Am Steinhof bis zu den existentiellen Einschnitten während des Ersten Weltkrieges und den ambivalenten Reformen in der Zeit der Weimarer Republik. Außerdem überprüft die Autorin in ihrer Untersuchung, der sie einen umfassenden „Wissens“-Begriff zu Grunde legt, verschiedene Einzelaspekte im Hinblick auf die Möglichkeiten und Grenzen für das Versprechen einer „modernen Anstaltspsychiatrie“. Dazu zählen u.a. die Herausforderung ständig steigender Patientenzahlen, die Auswirkungen der vollzogenen Trennung von Klinik und Anstalt, d.h. zwischen Lehre/Forschung und Versorgung, die Patientenakten als internes Aufschreibesystem, die Situation der psychiatrischen Pflegekräfte sowie Fragen der Diagnostik mit ihren Auswirkungen auf Rechtssprechung und das Versorgungssystem.

6. Weihnachtslektüre versandbereit

Sie suchen noch ein Weihnachtsgeschenk oder für sich selbst Lektüre für die Feiertage?
Vielleicht finden Sie ein geeignetes Buch in unserem Angebot eigener und von uns empfohlener Titel. Die Bücher sind versandbereit und werden Ihnen umgehend per Rechnung und versandkostenfrei zugeschickt. Schicken Sie einfach eine Mail mit Ihrer Buchbestellung an museum@durchblick-ev.de.

Eigene Publikationen
Thomas R. Müller: Wahn und Sinn. Patienten, Ärzte, Personal und Institutionen der Psychiatrie in Sachsen vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts
Katalog der Dauerausstellung des Sächsischen Psychiatriemuseums
Mabuse-Verlag, 2014
Museumssonderpreis: 15 EUR

Symptom Nr. 6
Klaus Weise: Leipziger Psychiatriereform 1960 bis 1990
Hrsg. von Thomas R. Müller und Dyrk Zedlick
Leipzig, 2014; 10 EUR

Psychiatrie in der DDR. Erinnerungen von Zeitzeugen
Hrsg. von Thomas R. Müller, Beate Mitzscherlich
Mabuse-Verlag, 2011
Museumspreis: 19,80 EUR


Belletristik und Kunst
Kerstin Schneider: Maries Akte
weissbooks
Sonderpreis: 12 EUR
Die Lebensgeschichten zweier Frauen, die unterschied­licher nicht sein können und doch unheimliche Parallelen offenbaren: Die eine, Magdalena, behauptete, dass ihr die Mutter Gottes erschienen sei und wird noch heute als „böhmische Bernadette“ verehrt. Die andere, Marie, kommt als junge Frau in die Psychiatrie und wird im Rahmen der Euthanasie ermordet.
Die Recherchen führen die Autorin u.a. nach Sachsen in die psychiatrischen Kliniken Arnsdorf und Großschweidnitz.
Kerstin Schneider deckt ein gut gehütetes Familiengeheimnis, behutsam und doch entschlossen auf.
Dabei gelingt ihr eine Reportage, spannend wie ein Krimi.

Sophie Dannenberg: Teufelsberg (Roman)
Quadriga, 2012; 19,99 EUR
Eine strahlend schöne psychiatrische Klinik in Berlin, die vom Untergang bedroht wird. Und es stellt sich die Frage, wer hier eigentlich verrückt ist. Die Patienten? Die Ärzte? Oder die ganze Welt? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Wessen Realität gilt hier, und wessen Wahrheit. Der Roman gibt Einblicke in die geheime Welt der modernen Medizin, die uns den Atem und vielleicht auch den Verstand rauben.

Hildegard Wohlgemuth. Die rote Katze
Kunstmuseum Bayreuth, 2013
15 EUR
Katalog mit vielen Arbeiten der 2003 verstorbenen Hamburger Malerin Hildegard Wohlgemuth und mit Beiträgen u.a. von Elisabeth Ediger, Heike Schulz, Thomas Bock und Thomas Röske.


Sachbuch
Lena Kornyeyeva: Die sedierte Gesellschaft. Wie Ritalin, Antidepressiva und
Aufputschmittel uns zu Sklaven der Leistungsgesellschaft machen
Heyne, 2014, 12,99 €
Lena Kornyeyeva warnt in ihrer Streitschrift vor den Folgen der systematischen Verharmlosung legaler Drogen für den Einzelnen und unsere Gesellschaft. Ritalin, Antidepressiva und Aufputschmittel, so die These der Psychologin, bringen uns um den Verstand und machen uns zu Sklaven der Leistungsgesellschaft.

Han Israels: Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge
Europäische Verlagsanstalt 1999
Sonderpreis: 10 EUR

Han Israels: Schreber: Vater und Sohn. Eine Biographie
Verlag Internationale Psychoanalyse, 1989
Rarität und Klassiker der Schreber-Forschung!
Sonderpreis: 12 EUR

7. Termine und Infos

Ausstellung im MuSeele Göppingen
bis 8. März 2016

„Kettenmenschen- Vom Umgang mit psychisch Kranken in Westafrika“
Sie werden weggesperrt, an schwere Ketten gehängt oder an Baumstämmen fixiert - in Westafrika ist das Leid psychisch Kranker erdrückend.
Die Ausstellung des MuSeele schildert die Schicksale von einzelnen Kranken in großformatigen Porträts und persönlichen Berichten. Es sind Protokolle der Angst und Not, der Erleichterung und Hoffnung, die aufzeigen, wie wichtig es ist, die Kranken besser zu versorgen. Entstanden ist die Schau in einer Kooperation des MuSeele und dem Reutlinger Verein Freundeskreis St. Camille, der die Befreiung und Weiterbehandlung dieser Menschen ideell und finanziell unterstützt.

Infos:
www.museele.de

Woyzeck-Inszenierung in Leipzig

Der Leipziger Schriftsteller und Regisseur Olav Amende kündigt eine Neuinszenierung von Georg Büchners „Woyzeck“ an: „Woyzeck. Eine Komödie“ ist eine Produktion der Cammerspiele Leipzig und hat am 21. Januar in der naTo Leipzig Premiere.
Weitere Aufführungen: 23. und 24. Januar, 09. bis 11. April naTo, 05.-08. April Werk Zwei, Halle D.

Aus der Ankündigung: „Wenn ich dieser Woyzeck wäre, würde ich natürlich sagen:„Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt.“ Wenn ich dieser Woyzeck wäre, laut würde ich dann rufen: „Man wirft den jungen Leuten den Gebrauch der Gewalt vor. Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand? Dies Gesetz ist eine ewige, rohe Gewalt, angetan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und Hand dagegen kämpfen, wo ich kann.“ Und wenn ich dieser Woyzeck wäre, ich würde mich erheben, stampfen und laut, laut! brüllen: „Die paar Tropfen Bluts vom August und September haben dem Volk die Backen nicht rot gemacht. Die Guillotine ist zu langsam. Wir brauchen einen Platzregen!« Ja! Und dann würde ich… und würde ich… oh, was würde ich!
Doch was, wenn die Gewalt auf den, der sich wehren, der um sich schlagen, Stacheldrahtzäune niederreißen und vor den Augen der Welt eine Axt schwer auf den Tisch der Mächtigen krachen lassen will, ganz anders als physisch wirkt? Was, wenn Woyzecks Schläge ins Nichts schlicht treffen? Dies, das weiß der Boxer, schmerzt…
Woyzeck in der Interpretation von Olav Amende zeigt auf ebenso grausame wie komische Weise, wie allein durch die Gewalt der Sprache der Raum für einen am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen derart verengt wird, dass dieser schließlich einfach aus dem sozialen Gefüge ausscheidet.
Dazu gibt es eine Crowdfunding-Aktion, um Fördermittel für die Inszenierung zu sammeln.
https://www.startnext.com/woyzeck-cammerspiele

8. Ihre Unterstützung

Da unser Projekt über keine dauerhaft gesicherte Finanzierung verfügt, benötigen wir Ihre Unterstützung. Jede Spende hilft uns. Auf Wunsch stellen wir Ihnen gern eine Spendenquittung aus.
Spendenkonto:
Konto-Nr.: 3 52 14 02
IBAN: DE 64860205000003521407

BLZ: 860 205 00
Bank für Sozialwirtschaft
Stichwort: Psychiatriemuseum

9. Abonnement und Kontakt

Um den Newsletter abzubestellen oder mit uns Kontakt aufzunehmen, schicken Sie uns bitte eine Mai an:

10.Impressum

Herausgeber:Sächsisches Psychiatriemuseum
des Vereins Durchblick e.V.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Thomas R. Müller

Redaktionsschluss: 11. Dezember 2015

www.psychiatriemuseum.de
www.durchblick-ev.de

© Sächsisches Psychiatriemuseum Mainzer Straße 7  04109 Leipzig

 

 

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