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Inhalt

1. Editorial
2. Rückblick 2021

3. Termine und Informationen

4. Buchempfehlungen

5. Ihre Unterstützung

6. Abonnement und Kontakt

7. Impressum

1. Editorial

Liebe Freundinnen und Freunde des Sächsischen Psychiatriemuseums,
seit einigen Wochen ist das Sächsische Psychiatriemuseum wieder geöffnet; es kommen viele Besucher und es gibt zahlreiche Gruppenanmeldungen. Wir freuen uns über das weiter bestehende Interesse an unserem Museum.
Einen Rückblick auf das Jahr 2021 mit dem 20jährigen Museumsjubiläum und Informationen zu bevorstehenden und geplanten Veranstaltungen finden Sie in diesem Newsletter.
Mit besten Grüßen
Ihr Thomas R. Müller
Sächsisches Psychiatriemuseum

2. Rückblick 2021

Im Jahr des zwanzigjährigen Bestehens des Sächsischen Psychiatriemuseums war unsere Arbeit durch die Corona-Pandemie geprägt. Das Museum musste bis zum 16. Juni 2021 und ab 21. November 2021 geschlossen bleiben. Wichtige Ereignisse wie die Veranstaltungen von »Leipzig liest« zur Leipziger Buchmesse und die Museumsnacht wurden abgesagt. Trotz dieser Einschränkungen und den während der Öffnungszeiten notwendigen Zutrittsbeschränkungen (eingeschränkte Besucherzahl, Zutrittsregelungen) kamen 2021 mehr als 1000 Besucher in unser Museum.

20jähriges Bestehen des Sächsischen Psychiatriemuseums
Am 12. Mai 2001 wurde das Sächsische Psychiatriemuseum eröffnet. Das 20jährige Bestehen sollte Anlass sein für eine Reihe von Veranstaltungen im Mai 2021. Doch die Pandemielage macht eine Verschiebung erforderlich. Am 29. September 2021 konnte schließlich das Symposium »20 Jahre Sächsisches Psychiatriemuseum« stattfinden.

Symposium »20 Jahre Sächsisches Psychiatriemuseum«
Das Symposium wurde mit Grußworten von Prof. Dr. Thomas Fabian, Bürgermeister und Beigeordneter für Soziales, Gesundheit und Vielfalt, Stadt Leipzig und Dr. Dyrk Zedlick, ChA Verbund Gemeindenahe Psychiatrie Klinikum St. Georg, Förderverein Sächsisches Psychiatriemuseum eröffnet. Prof. Fabian und Dr. Zedlick würdigten die Entwicklung des Psychiatriemuseums als Teil der Museumslandschaft in Leipzig mit seinem Beitrag zur Bearbeitung und Darstellung der sächsischen Psychiatriegeschichte.
Daran schlossen sich drei Vorträge an, zu denen Experten eingeladen waren, die dem Museum seit langem verbunden sind.
Rolf Brüggemann, Leiter des MuSeele (Göppingen), befasste sich in seinem Vortrag Seele virtuell oder reell: die Objekte der Psychiatrie mit der Geschichte von Objekten aus verschiedenen deutschsprachigen Psychiatriemuseum vor dem Hintergrund der Fragestellung, wie sich das Thema Psychiatrie und ihre Geschichte im musealen Rahmen präsentieren lässt.
Prof. Dr. phil. Beate Mitzscherlich (Leipzig, Zwickau) sprach in ihrem Vortrag Eine Handvoll Erbarmen – Herta Grandt's Innenansichten aus der Leipziger Psychiatrie im Nationalsozialismus über den Roman der ehemaligen Leipziger Krankenschwester Herta Grandt, der in der Psychiatrie der 1940er Jahre spielt und in dem die »Euthanasie«-Verbrechen thematisiert werden.
Der Vortrag von Prof. Dr. Burkhart Brückner (Mönchengladbach) über Initiativen und Interessen von Psychiatrieerfahrenen im historischen Wandel befasste sich mit einem Kernthema des Sächsischen Psychiatriemuseums und des Durchblick e.V. als Träger des Museums: der Perspektive der Betroffenen auf die Psychiatrie. B. Brückner stellte anhand vieler internationaler Beispiele das Streben nach Selbstermächtigung von Menschen mit einer psychischen Krisenerfahrung in ihrer historischen Dimension dar und verwies dabei auch auf die im Psychiatriemuseum dargestellten historischen Ereignisse in der Psychiatrie der DDR und in der »Wende« 1989/90.
Im Anschluss an die Vorträge und Diskussionen bestand die Möglichkeit, die neue Ausstellung 20 Jahre Sächsisches Psychiatriemuseum zu besichtigen. Die Ausstellung im Foyer des Sächsischen Psychiatriemuseums dokumentiert auf fünf Tafeln dessen 20jährige Geschichte.
Zum Abschluss des Symposiums bot ein Imbiss den Gästen die Gelegenheit, miteinander in Gespräch zu kommen.

Reader »Psychiatrie in Sachsen – Das Jahr 1990«
Ergänzend zu der auf der Homepage des Sächsischen Psychiatriemuseums veröffentlichten Ausstellung Psychiatrie in Sachsen – Das Jahr 1990 wurde ein Reader erarbeitet, der zusätzliche Materialien und Dokumente enthält. Der Reader kann auf der Homepage eingesehen und heruntergeladen werden.

Archiv der Sächsischen Psychiatriegeschichte nach 1945
Wir arbeiten weiter am Aufbau eines Dokumentations- und Informationszentrum zur Geschichte der Psychiatrie nach 1945 in Sachsen. Zunächst werden die eigenen Bestände in einer Datenbank erfasst. In einem nächsten Schritt folgen Recherchen in Archiven und Bibliotheken.Archiv und Reader werden mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

3.Termine und Informationen

19. März 2022, 19.30 Uhr, Sächsisches Psychiatriemuseum
»Und ich will frei, stolz und allein mein Leben aufrecht tragen.«

Ein Abend, gewidmet der Schriftstellerin und Philosophin Elsa Asenijeff (1867–1941)
Vernissage/Performance/Musik/Autorenlesung
mit Verena Noll (Schauspiel), Frank Petersen (Live-Musik und Sounds), Rita Jorek (Autorenlesung) und Steffi Lampe (Künstlerische Leitung/Moderation)

Zweiter Termin: 5. April 2022, 19:30 Uhr Stadtbibliothek Leipzig


7. Mai 2022
Museumsnacht

Weitere Informationen folgen im nächsten Newsletter.


Vorankündigung
30. Juni 2022, 17 Uhr, Sächsisches Psychiatriemuseum

Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung, Missbrauch?
Eine Veranstaltung des Sächsischen Psychiatriemuseums in Zusammenarbeit mit dem Projekt »Seelenarbeit im Sozialismus«
Weitere Informationen folgen.


9. Juli 2022, 14 Uhr
VortragsSpaziergang zur Familie Schreber

Neuauflage der Veranstaltung vom Sommer 2021 in Kooperation mit dem Deutschen Kleingärtnermuseum.

4. Buchempfehlungen

Ein Baudenkmal im Fokus
Das Tobhaus im Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde
GLG Martin Gropius Krankenhaus (Hrsg.), 2021

Die Broschüre stellt die Geschichte und die Perspektiven des historischen Tobhauses im heutigen Martin Gropius Krankenhaus Eberswalde vor. Die Provinzial-Irrenanstalt zu Neustadt-Eberswalde wurde zwischen 1862 und 1865 von Martin Gropius errichtet. Gropius war zu dieser Zeit noch ein unbekannter Architekt und verdiente sich hier seine ersten Meriten. Die Eberswalder Anstalt wurde in einer Zeit des Übergangs konzipiert. Während sich bei Krankenhausbauten der Pavillonstil durchzusetzen begann, beruht dieser Bau noch auf dem Korridorsystem, von dem man sich eine bessere Kontrolle der Patientinnen und Patienten versprochen hatte. Auch wurde seinerzeit in Deutschland über eine möglichst zwangsfreie Behandlung diskutiert, wie sie in England mit dem »Non restraint-System« bereits seit Ende der 1830er Jahre durch Conolly umgesetzt wurde. Demgegenüber sah das Bauprogramm von Gropius und von den ihn beratenden Psychiatern zwei »Isoliergebäude« für Frauen und Männer vor, die sich am Rande der Anstalt befanden.
Das Tobhaus für Männer hat die fast 150jährige Anstaltsgeschichte (nach 1945 wurde der Komplex als sowjetisches Militärlazarett genutzt) fast im Originalzustand überdauert und gilt heute als einzig erhaltenes Funktionsgebäude dieser Art in Deutschland. Das Tobhaus verfügt über eine breiten L-förmigen Korridor von dem zwölf Zellen für »gebildete Stände« bzw. »niedere und ungebildete Stände« abgingen. Am Scheitelpunkt befanden sich der Aufenthaltsraum, in dem die Pfleger schliefen, sowie Bad und Küche. Der Tobhof war von einer Mauer umgeben. Aus den Aufzeichnungen von Gropius geht hervor, dass er sich sehr detailliert mit der Architektur und der funktionalen und technischen Ausstattung des Gebäudes auseinandersetzte. Dies betraf u.a. die Konstruktion der Fenster und Fenstergitter, des Beleuchtungs- und Heizungssystems.
Weil das Gebäude in seinem ursprünglichen Zustand weitgehend erhalten geblieben ist –
mit Originaltüren und Fenstern, Wandanstrichen und Dielenböden –, gibt es Bestrebungen, das ehemalige Tobhaus als Zeugnis der Psychiatriegeschichte zu erhalten und als Museum zu nutzen. Dafür engagiert sich der Verein Historisches Tobhaus Eberswalde und besonders die ehemalige Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Christine Keller.
In der Broschüre finden sich Beiträge u.a. zur Geschichte des Isoliergebäudes aus psychiatriegeschichtlicher Perspektive (Christine Keller) zur baukünstlerischen und technischen Ausstattung des Tobhauses (Arnold Körte), seinem Denkmalwert (Ilona Rohowski) und den Nutzungsideen (Christine Keller). Ulrich Röthke stellt die Zeichnungen des ehemaligen Eberswalder Patienten Heinrich Hermann Mebes aus der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg vor. Einen visuellen Eindruck vermitteln die Fotografien von Franko Bratek und die Fotoserie »Haus I« des Cottbusser Fotografen Maik Lagodzki.
Bezug der Broschüre: Christine Keller, E-Mail: ckeller@telta.de (12,90 EUR)
T.M.


Schriftenreihe »Den Opfern ihren Namen geben«
Seit 2016 veröffentlicht die Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein biografische Porträts von Opfern der nationalsozialistischen »Euthanasie«.
2021 ist das 50. dieser orangefarbenen Hefte im Oktavformat erschienen. Neben biografischen Angaben, die das Schicksal der Porträtierten darstellen, enthalten die Broschüren Fotos und Dokumente.
Die Publikationen können über die Homepage der Gedenkstätte bestellt werden:
www.stsg.de/cms/pirna/veroeffentlichungen/gesamtuebersicht

5. Ihre Unterstützung

Für die Finanzierung unserer Arbeit sind wir auf Drittmittel angewiesen. Dabei hilft uns jede Spende. Auf Wunsch stellen wir Ihnen gern eine Spendenquittung aus.
Spendenkonto: IBAN: DE 59 860205000003521400
BIC: BFSWDEE33LPZ (Bank für Sozialwirtschaft)
Stichwort: Psychiatriemuseum

6. Abonnement und Kontakt

Um den Newsletter abzubestellen oder mit uns Kontakt aufzunehmen, schicken Sie uns bitte eine Mai an:

7.Impressum

Herausgeber:Sächsisches Psychiatriemuseum
des Vereins Durchblick e.V.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Thomas R. Müller
Redaktionsschluss: 16. März 2022

www.psychiatriemuseum.de
www.durchblick-ev.de

© Sächsisches Psychiatriemuseum Mainzer Straße 7  04109 Leipzig


 

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